Individuelle Annäherung ans Thema
"Die Beschäftigung mit der Vulva kann zu einen besseren Bezug zum eigenen Körper führen. Ziel ist dabei eindeutig nicht dieses Ganze: Ich muss meinen Körper so lieben, wie er ist, und die Vulva muss meine beste Freundin sein. Das erzeugt nämlich enormen Druck! Stattdessen sollte das Ziel sein, ein Bewusstsein dafür zu bekommen, wie ich ganz persönlich zu meiner Vulva stehe. Dies kann unterschiedlich stattfinden: Manche Menschen sind sehr optisch veranlagt: Die können einfach mal ein bisschen googeln, sich anschauen, was da zum Thema „Vulva“ so auftaucht, und sich fragen, was diese Bilder mit ihnen machen – was gefällt mir, was nicht, und warum? Es geht darum, auch zu hinterfragen, in die Vergangenheit zu schauen und herauszufinden: Warum ist das so? Wie ist meine Familie, wie sind meine Erzieher*innen mit dem Thema umgegangen? Durfte ich meine Vulva als Kind zeigen? Durfte ich mich anfassen? Man kann sich natürlich auch vor einen Spiegel setzen und sich die eigene Vulva anschauen. Das kann jede Menge verwirrende Gefühle und Reaktionen hervorrufen – und die haben alle ihre Berechtigung! Wer eher haptisch veranlagt ist, kann sich abends im Bett einfach mal die Hand auf die Vulva legen und schauen, wie sich das anfühlt, und das über einen längeren Zeitraum wiederholen. Toll finde ich auch, wenn man versucht, die eigene Vulva zu malen. Eine Freundin hat mich mal gefragt: „Würdest du deine Vulva unter hunderten Vulven an der Wand erkennen?“. Gute Frage! Man kann sich dem Thema auch theoretisch nähern. Da gibt es tolle Bücher (Empfehlungen) – es kann hilfreich sein, erstmal nachzuvollziehen, woher bestimmte Bilder und Normen kommen. Generell kann man sich über diese verschiedenen Herangehensweisen dem Thema nähern und in Ruhe schauen: Was passiert mit mir? Sobald etwas gedanklich in Bewegung kommt, verändert sich was – und, davon bin ich überzeugt, zum Positiven. Am Ende steht dabei nicht immer die absolute Befreiung. Es ist genauso okay, wenn man feststellt: So wie ich denke und fühle, komme ich gut klar damit. Oder: Ich will mich nicht anschauen.